Wer fürchtet sich vorm Leasing-Mann?
Endlich haben wir wieder Grund uns ganz offensichtlich vor Etwas zu fürchten. Es war ja schon richtig unheimlich eintönig im Aufwärtsdrang der Börsen. Selbst Politiker wie Donald Trump oder Marie Le Pen konnten diesen Motor nicht stoppen. Aber jetzt hat man endlich gefunden, was vielleicht einigen Zu-Spät-Gekommenen den Einstieg in die Märkte günstiger zu gestalten verspricht: in den USA stottern die Leasing-Kredite für Autos.
Eine schier unfassbare Erkenntnis bahnt sich den Raum: wenn diese Kredite nachlassen, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass der US-Konsum kurz vor seinem Kollaps steht und die stolpernde US-Konsumgüterindustrie die nächste Bankenkrise und damit globale Krise auslöst. Subprime im Monstertruck. Ein Schock!
Sorry für diesen Zynismus, aber man fragt sich schon, wie solche Meldungen den Weg bis ins hinterste Bloomberg-Kasterl finden können. Bevor wir den Inhalt komplett ablehnen sei nur bemerkt, dass es durchaus stimmt, dass die Leasingverträge in den USA, insbesondere jene für Autos, seit Monaten rückläufig tendieren und die Zahlungsmoral in Verbindung damit nicht zugenommen hat. Nur, das war schon immer so. Denn in Phasen sinkender Arbeitslosigkeit und höherer Einkommen nimmt nun einmal die Anzahl der Leasingverträge ab. Die Menschen können es sich leisten mehr und direkter zu konsumieren. Was verbleibt ist ein durch diese Abnahme logisch steigender Anteil jener Kreditnehmer, die sich die Autos so oder so nicht in bar leisten konnten. Diesen statistischen Effekt beklagen wir gerade und nicht mehr.
Wer also die nächsten Tag davon hört, dass der US-Auto-Konsum zusammenbricht weil sich das Land der Tapferen und Tüchtigen keine Autos mehr leisten kann, der irrt. Sie können es und sie tun es. Es ist einzig ein sich veränderndes Konsumverhalten, durchaus auch in Verbindung mit restriktiveren Kreditvergaben, das einen separaten Finanzierungsbereich schrumpfen lässt. Was aber insbesondere in den USA gerade parallel zu wirken beginnt ist ein sich beschleunigender Verkauf von Gebrauchtwägen. Und das genau deswegen, weil die Abgasdiskussionen samt Pönale-Zahlungen dazu geführt haben, dass dort aktuell ziemlich viele Gebrauchtwägen zu haben sind. Die in Grabesmusik gehaltenen Drohnenvideos über die unendlich großen Parkplätze aufgelassener Footballstadien die mit zurückgekauften VW-Dieselautos vollgestellt sind, sprechen genau diese Sprache. Wer glaubt, dass sich VW dies einfach so gefallen lässt und diese Autos verschrottet, der ist naiv oder liegt einfach falsch. Die werden nach Softwareupdate wieder verkauft. Auch andere Produzenten machen das.
Das was im Hintergrund dadurch aber signalisiert wird, ist, dass es sich mittlerweile um einen richtigen Modell- und Paradigmenwechsel bei Automobilherstellern handelt. Neue, sparsamere, leichtere, weniger von fossilen Brennstoffen abhängige Modelle geraten in den Fokus. Die bisher gewohnten Einkaufsmuster werden hinterfragt. Die Zukunft wird mobil. Das Wachstum verlagert sich dorthin.
Auf den dritten Blick also doch keine Subprimekrise reloaded. Die Märkte bleiben Vorwärts gerichtet.