05.12.2016

Wie von Zauberhand



Der Börsen-Morgen nach der Wahl (Österreich und Italien) war, gelinde gesagt, eine Überraschung. Wer mit fallenden Börsen gerechnet hatte, die die neue Unsicherheit in Italien berücksichtigen würden, hatte sich geirrt. Bella Italia wurde gekauft. Und daneben auch der Rest Europas.

Es gibt drei Ableitungen, die diesen Umstand erklären können und auch Platz für weitere Gedanken bieten: da wären erstens die Risikoängste der Investoren im Vorfeld. Die hatten, wohl zum x-ten Mal dieses Jahr den Griff zur Absicherung oder zum Cash-Aufbau getätigt, um dem Risiko auszuweichen. Danach muss eben, wenn der Markt nicht tut was man dachte nämlich fallen, gleich wieder gekauft werden, um nicht im Hedge zu „verhungern“ oder mit teurem Cash den Märkten hinterher zu blicken.

Zweitens gibt der Ausgang der österreichischen Bundespräsidentenwahl zumindest den ausländischen Medien und Analysten Raum, für eventuell kommende europäische Wahlgänge eine Art Besinnen im Rechtsruck zu erwarten und daher in paralleler Ableitung auch mehr generelles Nachdenken bei Wahlen erwarten zu dürfen. Quasi, ohne positive Einstellung zur europäischen Wirtschaft, die einem zum Beispiel den Arbeitsplatz sichert, geht’s ja doch nicht. Auch wenn man gegen alles ist.

Und drittens kann es ja durchaus der Fall sein, dass man einfach durch das Italien-Referendum hindurch geblickt hat und feststellte, dass es sich, durchaus typisch für unsere Zeit, um eine Persönlichkeitswahl gehandelt hatte und man einfach einen neuen Premierminister in Italien sehen wollte.

1-2-3 kombiniert lässt sich ein tröstlicher Kompromiss für die Märkte ableiten: Politik wird nicht mehr so wichtig genommen und das Investitionsbedürfnis bleibt, auch Dank sich kaum bewegender und eigentlich inflationsbedingt immer mehr zur Schwäche neigender Anleihenmärkte, stark auf die Aktien orientiert. Zusätzlich erkennt man ein Anwachsen des fundamentalen Zuges in die Märkte. Gewinnorientierung, Marktposition, Eigenkapitalbasis, Managementqualität sind die wieder stärksten Argumente am Markt, weil es eben gerade diese Aktien sind, die als erste kräftig ansteigen.

Ach ja, und wenn man das alles nicht so ganz glauben kann gibt es natürlich auch die passende Verschwörungstheorie dazu: in Wirklichkeit kauft das alles die EZB nach Oben (mit Hilfe der nationalen Notenbanken natürlich). Quasi der Club der guten Geister. Die Argumente werden einem auch hier sofort auf die Hand gelegt: wer braucht schon fallende Aktienmärkte, wenn eh keiner mehr die Kraft hat anstatt dessen Bonds zu kaufen, die außerdem eh alle schon die EZB im Bauch hat. Weil es schon etliche Notenbanken öffentlich zugeben. Weil Draghi Italiener ist. Weil sie es können.

Und wer behauptet Börsianer hätten keine Fantasie?



05.12.2016

Wie von Zauberhand



Der Börsen-Morgen nach der Wahl (Österreich und Italien) war, gelinde gesagt, eine Überraschung. Wer mit fallenden Börsen gerechnet hatte, die die neue Unsicherheit in Italien berücksichtigen würden, hatte sich geirrt. Bella Italia wurde gekauft. Und daneben auch der Rest Europas.

Es gibt drei Ableitungen, die diesen Umstand erklären können und auch Platz für weitere Gedanken bieten: da wären erstens die Risikoängste der Investoren im Vorfeld. Die hatten, wohl zum x-ten Mal dieses Jahr den Griff zur Absicherung oder zum Cash-Aufbau getätigt, um dem Risiko auszuweichen. Danach muss eben, wenn der Markt nicht tut was man dachte nämlich fallen, gleich wieder gekauft werden, um nicht im Hedge zu „verhungern“ oder mit teurem Cash den Märkten hinterher zu blicken.

Zweitens gibt der Ausgang der österreichischen Bundespräsidentenwahl zumindest den ausländischen Medien und Analysten Raum, für eventuell kommende europäische Wahlgänge eine Art Besinnen im Rechtsruck zu erwarten und daher in paralleler Ableitung auch mehr generelles Nachdenken bei Wahlen erwarten zu dürfen. Quasi, ohne positive Einstellung zur europäischen Wirtschaft, die einem zum Beispiel den Arbeitsplatz sichert, geht’s ja doch nicht. Auch wenn man gegen alles ist.

Und drittens kann es ja durchaus der Fall sein, dass man einfach durch das Italien-Referendum hindurch geblickt hat und feststellte, dass es sich, durchaus typisch für unsere Zeit, um eine Persönlichkeitswahl gehandelt hatte und man einfach einen neuen Premierminister in Italien sehen wollte.

1-2-3 kombiniert lässt sich ein tröstlicher Kompromiss für die Märkte ableiten: Politik wird nicht mehr so wichtig genommen und das Investitionsbedürfnis bleibt, auch Dank sich kaum bewegender und eigentlich inflationsbedingt immer mehr zur Schwäche neigender Anleihenmärkte, stark auf die Aktien orientiert. Zusätzlich erkennt man ein Anwachsen des fundamentalen Zuges in die Märkte. Gewinnorientierung, Marktposition, Eigenkapitalbasis, Managementqualität sind die wieder stärksten Argumente am Markt, weil es eben gerade diese Aktien sind, die als erste kräftig ansteigen.

Ach ja, und wenn man das alles nicht so ganz glauben kann gibt es natürlich auch die passende Verschwörungstheorie dazu: in Wirklichkeit kauft das alles die EZB nach Oben (mit Hilfe der nationalen Notenbanken natürlich). Quasi der Club der guten Geister. Die Argumente werden einem auch hier sofort auf die Hand gelegt: wer braucht schon fallende Aktienmärkte, wenn eh keiner mehr die Kraft hat anstatt dessen Bonds zu kaufen, die außerdem eh alle schon die EZB im Bauch hat. Weil es schon etliche Notenbanken öffentlich zugeben. Weil Draghi Italiener ist. Weil sie es können.

Und wer behauptet Börsianer hätten keine Fantasie?