18.10.2016

Durch diese hohle Gasse …



Eng wird’s. Im am Ende positiven Sinne. Aber vorerst eng. Für die Notenbanken, für die Bond-Emittenten, für die Staatsfinanzen. Es bewegt sich etwas: Die Deflationsgefahr scheint mittlerweile endgültig gebannt zu sein, Inflationszahlen steigen langsam aber doch, und sie tun dies quer über den Globus. Die so viele Volkswirtschaften dominierenden Notenbankpolitiken werden sich anpassen und viele Marktteilnehmer daher ihr Verhalten ändern müssen.

Das wird als wahrscheinlichste Konsequenz ein Auslaufen bzw. eine Reduktion in angemessenem Rahmen der EZB-Bond-Käufe nach sich ziehen. Auf Neudeutsch: Tapering. Die EZB hat ja das Ende ihres Anleihe-Kaufprogramms für mindestens März 2017 adressiert. Viele Marktteilnehmer hofften und hoffen noch immer, dass dieser Zeitpunkt weiter nach hinten verschoben wird. Schon möglich, dass dies passiert, hat ja die FED auch gemacht, aber die Ausprägung liegt nicht allein im Zeitrahmen, sie tut es auch in dem damit verbundenen Volumen. Und hier rudert die EZB seit etwa einem Monat mehr und mehr zurück. Waren es Ende September plötzlich 5 Mrd. Euro weniger als im Vormonat so liegt die Tendenz im Oktober gerade mal auf „neutral“. Von überschießend keine Rede. Der Verdacht liegt nahe, dass die Anleihekäufe und die damit verbundenen Markteffekte als „sensibel“ und teilweise potentiell schädlich erkannt wurden, was man ja naturgemäß nicht will. Das Experiment der Negativrenditen scheint sich seinem finalen Erkenntnisstand zu nähern. War nix. Abhaken.

Wo man noch „experimentiert“ sind die verschiedensten Regularien. Wie liebgewordene Verhaltensmuster beharrt man nach wie vor auf immer mehr als absurd anmutend erkannten regulatorischen Anforderungen die dadurch auch mehr und mehr öffentlich von Dritten hinterfragt werden. Basel IV beispielsweise wird’s daher wohl schwer haben ohne Anpassungen durchzukommen. Den Banken geht sonst wirklich final die Luft aus.

Die Pflänzchen die inzwischen aus dem harten regulatorischen Boden brechen sind ja gar nicht mal so ohne. Die Kreditnachfrage ist in Europa gerade gestiegen. Nicht extrem, aber ein paar Bruchteile von Prozenten waren es schon. Und das sogar auf breiter Front, nicht nur bei jenen die gar keine Kredite bräuchten, sondern auch bei Privaten und Kleinunternehmen. Auch die Inflation steigt inzwischen. Heureka! In Österreich waren es bereits 0,9%. Erwartet waren 0,6%. Ob es wirklich allein die Restaurant- und Hotelpreise (kein Scherz, das war die argumentarische Stoßrichtung) waren, die die Hauptlast dieser Entwicklung trugen, ist müßig zu hinterfragen, die Richtung ist es die interessiert.

Als Kapitalmarkterkenntnis liegt daher folgende Wahrscheinlichkeit vor uns: die Renditen werden wieder steigen. Nach fast fünf Jahren Deflationsdruck entwickelt sich ein Inflationsdruck der, durchaus gewollt, nicht allein Zinsen als Ursache hat, sondern auch Preisansteige bei Rohstoffen und einem Wirtschaftswachstum, das trotz vieler Regularien überlebt hat. Der Trend wird dadurch auch abseits der EZB gefestigt. Die Zeiten ultratiefer Renditen scheinen Vergangenheit zu bleiben, Notenbanken tendieren zu höheren Renditekorridoren, Regularien werden diese Entwicklung begleitbar und investierbar machen müssen, das Chance – Risiko – Modell beginnt wieder Sinn zu machen. Das fundamentale Investment überholt den primären regulatorischen Zwang.

Der mögliche Beigeschmack von „Science Fiction“ beim Lesen dieser Zeilen enttarnt vielleicht wie weit wir uns schon an den guten alten George Orwell angenähert hatten.



18.10.2016

Durch diese hohle Gasse …



Eng wird’s. Im am Ende positiven Sinne. Aber vorerst eng. Für die Notenbanken, für die Bond-Emittenten, für die Staatsfinanzen. Es bewegt sich etwas: Die Deflationsgefahr scheint mittlerweile endgültig gebannt zu sein, Inflationszahlen steigen langsam aber doch, und sie tun dies quer über den Globus. Die so viele Volkswirtschaften dominierenden Notenbankpolitiken werden sich anpassen und viele Marktteilnehmer daher ihr Verhalten ändern müssen.

Das wird als wahrscheinlichste Konsequenz ein Auslaufen bzw. eine Reduktion in angemessenem Rahmen der EZB-Bond-Käufe nach sich ziehen. Auf Neudeutsch: Tapering. Die EZB hat ja das Ende ihres Anleihe-Kaufprogramms für mindestens März 2017 adressiert. Viele Marktteilnehmer hofften und hoffen noch immer, dass dieser Zeitpunkt weiter nach hinten verschoben wird. Schon möglich, dass dies passiert, hat ja die FED auch gemacht, aber die Ausprägung liegt nicht allein im Zeitrahmen, sie tut es auch in dem damit verbundenen Volumen. Und hier rudert die EZB seit etwa einem Monat mehr und mehr zurück. Waren es Ende September plötzlich 5 Mrd. Euro weniger als im Vormonat so liegt die Tendenz im Oktober gerade mal auf „neutral“. Von überschießend keine Rede. Der Verdacht liegt nahe, dass die Anleihekäufe und die damit verbundenen Markteffekte als „sensibel“ und teilweise potentiell schädlich erkannt wurden, was man ja naturgemäß nicht will. Das Experiment der Negativrenditen scheint sich seinem finalen Erkenntnisstand zu nähern. War nix. Abhaken.

Wo man noch „experimentiert“ sind die verschiedensten Regularien. Wie liebgewordene Verhaltensmuster beharrt man nach wie vor auf immer mehr als absurd anmutend erkannten regulatorischen Anforderungen die dadurch auch mehr und mehr öffentlich von Dritten hinterfragt werden. Basel IV beispielsweise wird’s daher wohl schwer haben ohne Anpassungen durchzukommen. Den Banken geht sonst wirklich final die Luft aus.

Die Pflänzchen die inzwischen aus dem harten regulatorischen Boden brechen sind ja gar nicht mal so ohne. Die Kreditnachfrage ist in Europa gerade gestiegen. Nicht extrem, aber ein paar Bruchteile von Prozenten waren es schon. Und das sogar auf breiter Front, nicht nur bei jenen die gar keine Kredite bräuchten, sondern auch bei Privaten und Kleinunternehmen. Auch die Inflation steigt inzwischen. Heureka! In Österreich waren es bereits 0,9%. Erwartet waren 0,6%. Ob es wirklich allein die Restaurant- und Hotelpreise (kein Scherz, das war die argumentarische Stoßrichtung) waren, die die Hauptlast dieser Entwicklung trugen, ist müßig zu hinterfragen, die Richtung ist es die interessiert.

Als Kapitalmarkterkenntnis liegt daher folgende Wahrscheinlichkeit vor uns: die Renditen werden wieder steigen. Nach fast fünf Jahren Deflationsdruck entwickelt sich ein Inflationsdruck der, durchaus gewollt, nicht allein Zinsen als Ursache hat, sondern auch Preisansteige bei Rohstoffen und einem Wirtschaftswachstum, das trotz vieler Regularien überlebt hat. Der Trend wird dadurch auch abseits der EZB gefestigt. Die Zeiten ultratiefer Renditen scheinen Vergangenheit zu bleiben, Notenbanken tendieren zu höheren Renditekorridoren, Regularien werden diese Entwicklung begleitbar und investierbar machen müssen, das Chance – Risiko – Modell beginnt wieder Sinn zu machen. Das fundamentale Investment überholt den primären regulatorischen Zwang.

Der mögliche Beigeschmack von „Science Fiction“ beim Lesen dieser Zeilen enttarnt vielleicht wie weit wir uns schon an den guten alten George Orwell angenähert hatten.