02.08.2016

Der Sommer an der Wiener Börse



In den guten alten Zeiten war der Sommer an der Wiener Börse etwas Spezielles. Die Umsätze fielen aufs gerade noch Erträgliche, die Kurse orientierten sich dabei ganz eng am Nachbarn Deutschland und die Marktteilnehmer waren friedlich. Zumeist. Der Sommer in Wien war fast immer zwei positive Börsenmonate.

Einiges sieht heute gleich aus wie damals, aber Vieles hat sich geändert. Die Umsatzschwäche ist gleich geblieben. Das hat aber vielmehr damit zu tun, dass derzeit generell weniger Marktteilnehmer an unserer Börse aktiv sind. Negativzinsen, Tiefstrenditen und Regulatorien haben mittlerweile die Basis unseres heimischen Aktienmarktes ziemlich erodiert. Es gibt nicht mehr so viele Spieler am heimischen Markt. Dagegen ist aber die Schwankungshäufigkeit sogar deutlich gestiegen. Auch das ist in der generell geringeren Liquidität im Juli und August begründet. Da ist es leichter als sonst möglich mit Großorders die eine oder andere Bewegung zu erzeugen. Die letzten Jahre zeigen auch an den internationalen Börsen ein lebhaftes Bild davon. Der August war immer spannend.

Das was aber ein genereller Fakt ist, ist, dass mittlerweile fast alle verbliebenen Marktteilnehmer ein hoch professionelles Marktverständnis haben. Und das betrifft vor Allem die Unternehmen. Die Präsentationen sind akkurat und transparent, die Ansprechpartner fast zu jeder Tageszeit erreichbar, die Shareholder-Recognition deutlich betont. An dieser Stelle erlaube ich mir auch eine Lanze für die Investoren an unserer Börse zu brechen. Diese sind nämlich auch im Sommer voll konzentriert und bevölkern Conference Calls und Quartalsergebnispräsentationen für einige Beobachter überraschend dicht. Manche verbinden dies mit inzwischen fix installierten Klimaanlagen, oder hängen der Vermutung nach, dass vielen die vormals schulpflichtigen Kinder bereits entwachsen sind und sich daher Urlaubspläne liberaler aufs Jahr verteilen lassen. Fakt ist aber, bei Präsentationen werden aktuell immer mehr Sessel von Draußen hereingeholt als geplant.

Passt dazu, dass inzwischen auch besser als von Vielen erwartete Ergebnisse präsentiert werden. Der halbe Markt übertrifft mittlerweile die Erwartungen. Die Schocks mancher vergangenen Tage sind zumindest diesen Sommer noch nicht passiert. Im Gegenteil. Wir werden uns nach Korrekturlesen der bisherigen Ergebnisse und Filtern der Ausblicke auf ein erfreuliches Gewinnwachstum für dieses Jahr einstellend dürfen. Natürlich, und da sind wir inmitten der Heimat des Raunzens und Lamentierens angekommen, gibt’s immer und überall den einen oder anderen Beistrich-Fehler im hinteren Anhang der Ergebnisdarstellung, der trotz Rekordergebnis und grandiosem Ausblick die „Halten“-Empfehlung aus der Feder würgt, aber das wird auch schon seltener.

Ein Umstand ist aber unserem Markt nach wie vor anheim, und das gilt es wirklich genau und konzentriert zu beobachten: Euphorie oder positive Zukunftsperspektiven für unsere Börse finden nicht statt. Man nimmt derzeit was einem serviert wird, analysiert es, legt es ab. Die Story, und da unterscheiden wir uns gar nicht mal so sehr von manchen anderen Märkten, ist in kürzester Zeit verdaut. Ob die Erste ein Rekordergebnis hinknallt, den Ausblick fürs Gesamtjahr deutlich erhöht und der Kurs an einem Tag 12% und in einer Woche sogar 18% steigt, ist 13 Tage später jedem scheinbar wurscht, da steht sie wieder 6% tiefer, weil Banken und Stress, eh klar. Die Perspektive für mittel- bis langfristige Investments in Wien wird derzeit eben ignoriert. Ein echter und glasklarer Standortvorteil. Wir werden einfach übersehen! Wien liegt nicht an Themse oder Bosporus und ist daher nicht im Fokus.

Der Sommer ist aus dieser Sicht eine echt gute Zeit sich auf ein solches Wiedererkennen vorzubereiten. In CEE hört man schon leise das Trommeln guter Konjunkturdaten, die heimische Politik bleibt noch als Hoffnung im Spiel und nachdem Finanzminister, wie zuletzt Wolfgang Schäuble, mittlerweile dank des absurd tiefen Zins-und Renditeumfelds bereits Geld direkt an den Kapitalmärkten verdienen (wortwörtlich „verdienen“!),1,5 Mrd. Euro waren es zuletzt in Deutschland, wird vielleicht die eine oder andere Steuerlast einer Investitionsförderung Platz machen dürfen. Gnädiges Eröffnungsbandzerschneiden durch den Finanzminister unter tosendem Beifall von Bürgermeister und Blaskapelle samt anschließendem Bierfest natürlich garantiert.



02.08.2016

Der Sommer an der Wiener Börse



In den guten alten Zeiten war der Sommer an der Wiener Börse etwas Spezielles. Die Umsätze fielen aufs gerade noch Erträgliche, die Kurse orientierten sich dabei ganz eng am Nachbarn Deutschland und die Marktteilnehmer waren friedlich. Zumeist. Der Sommer in Wien war fast immer zwei positive Börsenmonate.

Einiges sieht heute gleich aus wie damals, aber Vieles hat sich geändert. Die Umsatzschwäche ist gleich geblieben. Das hat aber vielmehr damit zu tun, dass derzeit generell weniger Marktteilnehmer an unserer Börse aktiv sind. Negativzinsen, Tiefstrenditen und Regulatorien haben mittlerweile die Basis unseres heimischen Aktienmarktes ziemlich erodiert. Es gibt nicht mehr so viele Spieler am heimischen Markt. Dagegen ist aber die Schwankungshäufigkeit sogar deutlich gestiegen. Auch das ist in der generell geringeren Liquidität im Juli und August begründet. Da ist es leichter als sonst möglich mit Großorders die eine oder andere Bewegung zu erzeugen. Die letzten Jahre zeigen auch an den internationalen Börsen ein lebhaftes Bild davon. Der August war immer spannend.

Das was aber ein genereller Fakt ist, ist, dass mittlerweile fast alle verbliebenen Marktteilnehmer ein hoch professionelles Marktverständnis haben. Und das betrifft vor Allem die Unternehmen. Die Präsentationen sind akkurat und transparent, die Ansprechpartner fast zu jeder Tageszeit erreichbar, die Shareholder-Recognition deutlich betont. An dieser Stelle erlaube ich mir auch eine Lanze für die Investoren an unserer Börse zu brechen. Diese sind nämlich auch im Sommer voll konzentriert und bevölkern Conference Calls und Quartalsergebnispräsentationen für einige Beobachter überraschend dicht. Manche verbinden dies mit inzwischen fix installierten Klimaanlagen, oder hängen der Vermutung nach, dass vielen die vormals schulpflichtigen Kinder bereits entwachsen sind und sich daher Urlaubspläne liberaler aufs Jahr verteilen lassen. Fakt ist aber, bei Präsentationen werden aktuell immer mehr Sessel von Draußen hereingeholt als geplant.

Passt dazu, dass inzwischen auch besser als von Vielen erwartete Ergebnisse präsentiert werden. Der halbe Markt übertrifft mittlerweile die Erwartungen. Die Schocks mancher vergangenen Tage sind zumindest diesen Sommer noch nicht passiert. Im Gegenteil. Wir werden uns nach Korrekturlesen der bisherigen Ergebnisse und Filtern der Ausblicke auf ein erfreuliches Gewinnwachstum für dieses Jahr einstellend dürfen. Natürlich, und da sind wir inmitten der Heimat des Raunzens und Lamentierens angekommen, gibt’s immer und überall den einen oder anderen Beistrich-Fehler im hinteren Anhang der Ergebnisdarstellung, der trotz Rekordergebnis und grandiosem Ausblick die „Halten“-Empfehlung aus der Feder würgt, aber das wird auch schon seltener.

Ein Umstand ist aber unserem Markt nach wie vor anheim, und das gilt es wirklich genau und konzentriert zu beobachten: Euphorie oder positive Zukunftsperspektiven für unsere Börse finden nicht statt. Man nimmt derzeit was einem serviert wird, analysiert es, legt es ab. Die Story, und da unterscheiden wir uns gar nicht mal so sehr von manchen anderen Märkten, ist in kürzester Zeit verdaut. Ob die Erste ein Rekordergebnis hinknallt, den Ausblick fürs Gesamtjahr deutlich erhöht und der Kurs an einem Tag 12% und in einer Woche sogar 18% steigt, ist 13 Tage später jedem scheinbar wurscht, da steht sie wieder 6% tiefer, weil Banken und Stress, eh klar. Die Perspektive für mittel- bis langfristige Investments in Wien wird derzeit eben ignoriert. Ein echter und glasklarer Standortvorteil. Wir werden einfach übersehen! Wien liegt nicht an Themse oder Bosporus und ist daher nicht im Fokus.

Der Sommer ist aus dieser Sicht eine echt gute Zeit sich auf ein solches Wiedererkennen vorzubereiten. In CEE hört man schon leise das Trommeln guter Konjunkturdaten, die heimische Politik bleibt noch als Hoffnung im Spiel und nachdem Finanzminister, wie zuletzt Wolfgang Schäuble, mittlerweile dank des absurd tiefen Zins-und Renditeumfelds bereits Geld direkt an den Kapitalmärkten verdienen (wortwörtlich „verdienen“!),1,5 Mrd. Euro waren es zuletzt in Deutschland, wird vielleicht die eine oder andere Steuerlast einer Investitionsförderung Platz machen dürfen. Gnädiges Eröffnungsbandzerschneiden durch den Finanzminister unter tosendem Beifall von Bürgermeister und Blaskapelle samt anschließendem Bierfest natürlich garantiert.