20.07.2016

Walking on dry Land



Die Bond-Renditen am Globus tendieren immer mehr ins Minus. Gewollt oder ungewollt sitzen etliche Sektoren und Branchen vor einem bis dato nicht vorhandenen Problem: wohin mit dem Cash ohne es zu vernichten?

Wie eine Pferdeherde, die eingefangen wird, werden Banken und Versicherungen gerade in einen keilförmigen Korridor aus Regularien und Verboten getrieben, der immer enger wird und an dessen Ende ein Gatter ist, das dann hinter ihnen zufällt. Dieses Gatter sind die negativ rentierenden Staatsanleihen, die in Verbindung mit regulatorischen Vorgaben aus den vormals aktiven Kapitalmarktteilnehmern passive „Hold-to-Maturity“-Investoren machen.

Bleiben wir beim bildhaften Vergleich. Warum dieses „Einsperren“? Welches Ziel verfolgen die Notenbanken und Regulatoren damit? Und wie kommt man unbeschadet wieder heraus?

Disziplinierung ist die eine Antwort. Banken und bald auch Versicherungen werden sich immer mehr an Normen für alle zu messen haben. Individualität verschwindet dabei. Hauptsache leicht zu kontrollieren und einzusetzen. Wie Pferde eben.

Eine andere Antwort wäre, die Kontrolle über alle zu erlangen um sie danach selektiv zu behandeln. Setzt voraus, dass man besser Bescheid weiß wie man Banken und Versicherungen führt als andere. Ein wackeliges Argument.

Die dritte Antwort ist jene, dass man eben einmal damit begonnen hat und sich erst später überlegt was man mit den vielen schönen Bonds macht. Banken und Versicherungen nur als Kaufinstrument, quasi verordnete Mittäter.

Alle  Szenarien gut und schön, aber mit einer Negativ-Yield-Hungerkur verkümmert das schönste Rassepferd zum Ackergaul. Es muss daher auch angedacht sein, wie man aus dieser Situation wieder heraus kommt. Wie kann man Zinsen und Renditen wieder anheben ohne dabei gleichzeitig die in ihren Korridoren eingesperrten Finanzwerte erst recht unter Druck zu bringen (weil eben steigende Renditen sinkende Bondkurse ergeben)?

Eine Lösung könnte jene sein, dass die EZB so viel und lange Bonds aufkauft, bis keine mehr zum Verkaufen übrig sind, weil vorher schon verkauft oder eben, wie derzeit nahezu alle Bonds, in fixen Laufzeitportfolios eingesperrt sind, die man gar nicht mehr aufknüpfen kann. Wenn die EZB dann die Zügel wieder locker lässt, fallen zwar Kurse, aber es kümmert die Wenigsten, weil sie durch die „Verpackung“ keine Abschreibungen, aber auch keine Gewinne mehr, darauf haben. Dieses Szenario klingt zwar nach Fantasterei, ist aber durch die permanent sinkende Liquidität im Rentenmarkt teilweise gedeckt.

Eine andere Lösung sieht sämtliche Bonds bald in den Händen der jeweiligen Notenbanken und diese arrangieren sich dann mit den Emittenten, meistens der Staat, und regeln die Rückzahlungen auf eigene Art und Weise. Schließen diese Anleihen vom normalen Markt aus und beginnen ganz von Vorn mit Neuemissionen. Quasi ein organisierter Neustart.

Eine Fantasie ist auch jene, dass Zinsen komplett abgeschafft werden. Wer Negativrenditen kauft müsste darüber derzeit ja sogar froh sein. Das ist dem Orwell’schen Modell schon wirklich sehr nahe. Denn dann bedeutet dies (was es ja indirekt schon jetzt bedeutet), dass Leistung keinen Zinsanreiz mehr wert ist. Und dass Risiko ebenso keinen Wert mehr hat. Das was diesem Modell am stärksten im Weg steht sind derzeit die Aktien. Denn diese haben positive Renditen, Geschäftsmodelle deren Erfolg sich mit dem Kurs verbindet und eine systemimmanente innere Flexibilität. Wer sich nicht bewegt und Chancen aufnimmt wird aufgenommen oder verkümmert. Ergebnis: Vor uns liegen zwei derzeit immer mehr auseinanderdriftende Kapitalmarktwelten.

Die historische Erkenntnis flüstert uns ganz klar, dass bei der jetzigen Ausgangslage am Ende nur die Aktien gewinnen werden können. Aber das regulatorische Training der letzten Jahre holt einen immer wieder auf den trockenen Boden zurück.

Ach ja, eine Lösung habe ich komplett vergessen. Die absolut Unwahrscheinlichste. Dass die administrativen und regulatorischen Hemmnisse und Begrenzungen gelockert werden! Ein Scherz, ich weiß.



20.07.2016

Walking on dry Land



Die Bond-Renditen am Globus tendieren immer mehr ins Minus. Gewollt oder ungewollt sitzen etliche Sektoren und Branchen vor einem bis dato nicht vorhandenen Problem: wohin mit dem Cash ohne es zu vernichten?

Wie eine Pferdeherde, die eingefangen wird, werden Banken und Versicherungen gerade in einen keilförmigen Korridor aus Regularien und Verboten getrieben, der immer enger wird und an dessen Ende ein Gatter ist, das dann hinter ihnen zufällt. Dieses Gatter sind die negativ rentierenden Staatsanleihen, die in Verbindung mit regulatorischen Vorgaben aus den vormals aktiven Kapitalmarktteilnehmern passive „Hold-to-Maturity“-Investoren machen.

Bleiben wir beim bildhaften Vergleich. Warum dieses „Einsperren“? Welches Ziel verfolgen die Notenbanken und Regulatoren damit? Und wie kommt man unbeschadet wieder heraus?

Disziplinierung ist die eine Antwort. Banken und bald auch Versicherungen werden sich immer mehr an Normen für alle zu messen haben. Individualität verschwindet dabei. Hauptsache leicht zu kontrollieren und einzusetzen. Wie Pferde eben.

Eine andere Antwort wäre, die Kontrolle über alle zu erlangen um sie danach selektiv zu behandeln. Setzt voraus, dass man besser Bescheid weiß wie man Banken und Versicherungen führt als andere. Ein wackeliges Argument.

Die dritte Antwort ist jene, dass man eben einmal damit begonnen hat und sich erst später überlegt was man mit den vielen schönen Bonds macht. Banken und Versicherungen nur als Kaufinstrument, quasi verordnete Mittäter.

Alle  Szenarien gut und schön, aber mit einer Negativ-Yield-Hungerkur verkümmert das schönste Rassepferd zum Ackergaul. Es muss daher auch angedacht sein, wie man aus dieser Situation wieder heraus kommt. Wie kann man Zinsen und Renditen wieder anheben ohne dabei gleichzeitig die in ihren Korridoren eingesperrten Finanzwerte erst recht unter Druck zu bringen (weil eben steigende Renditen sinkende Bondkurse ergeben)?

Eine Lösung könnte jene sein, dass die EZB so viel und lange Bonds aufkauft, bis keine mehr zum Verkaufen übrig sind, weil vorher schon verkauft oder eben, wie derzeit nahezu alle Bonds, in fixen Laufzeitportfolios eingesperrt sind, die man gar nicht mehr aufknüpfen kann. Wenn die EZB dann die Zügel wieder locker lässt, fallen zwar Kurse, aber es kümmert die Wenigsten, weil sie durch die „Verpackung“ keine Abschreibungen, aber auch keine Gewinne mehr, darauf haben. Dieses Szenario klingt zwar nach Fantasterei, ist aber durch die permanent sinkende Liquidität im Rentenmarkt teilweise gedeckt.

Eine andere Lösung sieht sämtliche Bonds bald in den Händen der jeweiligen Notenbanken und diese arrangieren sich dann mit den Emittenten, meistens der Staat, und regeln die Rückzahlungen auf eigene Art und Weise. Schließen diese Anleihen vom normalen Markt aus und beginnen ganz von Vorn mit Neuemissionen. Quasi ein organisierter Neustart.

Eine Fantasie ist auch jene, dass Zinsen komplett abgeschafft werden. Wer Negativrenditen kauft müsste darüber derzeit ja sogar froh sein. Das ist dem Orwell’schen Modell schon wirklich sehr nahe. Denn dann bedeutet dies (was es ja indirekt schon jetzt bedeutet), dass Leistung keinen Zinsanreiz mehr wert ist. Und dass Risiko ebenso keinen Wert mehr hat. Das was diesem Modell am stärksten im Weg steht sind derzeit die Aktien. Denn diese haben positive Renditen, Geschäftsmodelle deren Erfolg sich mit dem Kurs verbindet und eine systemimmanente innere Flexibilität. Wer sich nicht bewegt und Chancen aufnimmt wird aufgenommen oder verkümmert. Ergebnis: Vor uns liegen zwei derzeit immer mehr auseinanderdriftende Kapitalmarktwelten.

Die historische Erkenntnis flüstert uns ganz klar, dass bei der jetzigen Ausgangslage am Ende nur die Aktien gewinnen werden können. Aber das regulatorische Training der letzten Jahre holt einen immer wieder auf den trockenen Boden zurück.

Ach ja, eine Lösung habe ich komplett vergessen. Die absolut Unwahrscheinlichste. Dass die administrativen und regulatorischen Hemmnisse und Begrenzungen gelockert werden! Ein Scherz, ich weiß.