26.08.2014

Der Zwang zum Realitycheck



Einem Portfoliomanager traut man ja im Allgemeinen zu, sich über die unterschiedlichen Investmentchancen im Kapitalmarktuniversum ein Bild machen zu können. Dazu bedient sich die Branche aller möglichen Mittel im Bereich der Analyse. Vom Chart bis zum Geburtsdatum der Großmutter des CEO ist vielen alles wichtig. Das ist geübt und darauf ist man üblicherweise ausgebildet. Was der herkömmliche Portfoliomanager aber sicher nicht in seiner Ausbildung erhält, ist ein intellektuelles Korsett das ihn zum Spezialisten für Kriegsanalyse, Katastrophenberechnung, Seuchenbewertung oder Politopportunismus macht. Aber genau das wird seit Monaten, wenn nicht Jahren zum täglichen Brot erkoren.

Der Punkt offenbart sich, wenn man nachdenkt, wie man selber am besten Dinge die einen interessieren analysiert. In den meisten Fällen identifiziert man sich mit Ihnen und erfasst seine eigene Reaktion. Bei Wertpapieren ist das vielleicht ein wenig umfangreicher, aber im Wesentlichen nicht viel anders. Man checkt wie beispielsweise die Voestalpine ihr Geschäftsmodell umsetzt, wo mögliche Probleme entstehen können, wie die Firma darauf reagiert hat und wie das mit dem ganzen Rest der Bilanz, G&V und den Mitbewerbern in Einklang zu bringen ist. Aber wie bewertet man die Chancen der Ukraine die Separatisten zu besiegen oder umgekehrt? Wer hilft einem die zynische Maske eines Vladimir Putin zu durchschauen? Wie kann man sich mit kriegerischer Aggression identifizieren um daraus das Kursschicksal der österreichischen Banken zu erkennen? Oder wie kann man den Einfluss libyscher Stammeskriege auf Europas Energieversorgung bewerten? Zwischen „kein Öl“ und „alles wieder paletti“ drehen sich die Möglichkeiten innerhalb von Stunden. Oder noch weniger greifbar: Ebola. Wer kann wirklich sagen was mit uns passiert, wenn dieser Virus „public“ geht, wenn man nicht einmal weiß woher er wirklich kommt. Vor etlichen Jahren, nach der ersten Epidemie in Afrika hieß es sogar, es wäre ein als Kampfmittel gezüchtetes Virus der USA, das per Unfall den Weg aus den Labors gefunden hat. Wenn dem so ist, hat die USA daher die Mittel es auch zu stoppen? Ist das alles nur ein Experiment? Digitale Ergebnispfade auf der Suche nach der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit sind unser tägliches Brot geworden. Entweder, oder.

Ganz ehrlich, auf solche Analysen freut sich keiner in unserer Branche. Im Gegenteil, ich mutmaße mal, dass die Häufigkeit magenschonender Mittelchen bei Portfoliomanagern mittlerweile statistische Spitzenwerte erreicht. Manche kaufen deswegen bereits Pharmaunternehmen, quasi Sonderkonjunktur dank Krise. Auch eine Art Hedge. Und was noch dazu kommt: es ist ein unglaublich mühsamer Prozess die Disziplin im langfristigen Anlageprozess dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Die täglichen Mini-Katastrophen in den Medien wirken wie permanente Verlockungen endlich abzusichern oder gleich via Cash sich passiv zu stellen. Doch das ist nicht der Job.

Unser Bemühen ist es weiterhin auch im täglichen Irrsinn die Chance zu suchen bei geringerem Risiko. Und das Marktumfeld bleibt für uns mit dem mittlerweile täglichen Blick auf die oft grausamen Dinge um uns eindeutig unser Fokus: Zinsen, Renditen, Dividenden, Konjunktur, Marktanteile, Innovation und Bewertungen, auch wenn am Ende wieder nur der Mario (Draghi) sagt wo‘s lang geht. Das Bild vom brutalen Investmentbanker mag vielleicht populär sein, mit der Realität im Portfoliomanagement hat es aber zumeist kaum etwas zu tun.



26.08.2014

Der Zwang zum Realitycheck



Einem Portfoliomanager traut man ja im Allgemeinen zu, sich über die unterschiedlichen Investmentchancen im Kapitalmarktuniversum ein Bild machen zu können. Dazu bedient sich die Branche aller möglichen Mittel im Bereich der Analyse. Vom Chart bis zum Geburtsdatum der Großmutter des CEO ist vielen alles wichtig. Das ist geübt und darauf ist man üblicherweise ausgebildet. Was der herkömmliche Portfoliomanager aber sicher nicht in seiner Ausbildung erhält, ist ein intellektuelles Korsett das ihn zum Spezialisten für Kriegsanalyse, Katastrophenberechnung, Seuchenbewertung oder Politopportunismus macht. Aber genau das wird seit Monaten, wenn nicht Jahren zum täglichen Brot erkoren.

Der Punkt offenbart sich, wenn man nachdenkt, wie man selber am besten Dinge die einen interessieren analysiert. In den meisten Fällen identifiziert man sich mit Ihnen und erfasst seine eigene Reaktion. Bei Wertpapieren ist das vielleicht ein wenig umfangreicher, aber im Wesentlichen nicht viel anders. Man checkt wie beispielsweise die Voestalpine ihr Geschäftsmodell umsetzt, wo mögliche Probleme entstehen können, wie die Firma darauf reagiert hat und wie das mit dem ganzen Rest der Bilanz, G&V und den Mitbewerbern in Einklang zu bringen ist. Aber wie bewertet man die Chancen der Ukraine die Separatisten zu besiegen oder umgekehrt? Wer hilft einem die zynische Maske eines Vladimir Putin zu durchschauen? Wie kann man sich mit kriegerischer Aggression identifizieren um daraus das Kursschicksal der österreichischen Banken zu erkennen? Oder wie kann man den Einfluss libyscher Stammeskriege auf Europas Energieversorgung bewerten? Zwischen „kein Öl“ und „alles wieder paletti“ drehen sich die Möglichkeiten innerhalb von Stunden. Oder noch weniger greifbar: Ebola. Wer kann wirklich sagen was mit uns passiert, wenn dieser Virus „public“ geht, wenn man nicht einmal weiß woher er wirklich kommt. Vor etlichen Jahren, nach der ersten Epidemie in Afrika hieß es sogar, es wäre ein als Kampfmittel gezüchtetes Virus der USA, das per Unfall den Weg aus den Labors gefunden hat. Wenn dem so ist, hat die USA daher die Mittel es auch zu stoppen? Ist das alles nur ein Experiment? Digitale Ergebnispfade auf der Suche nach der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit sind unser tägliches Brot geworden. Entweder, oder.

Ganz ehrlich, auf solche Analysen freut sich keiner in unserer Branche. Im Gegenteil, ich mutmaße mal, dass die Häufigkeit magenschonender Mittelchen bei Portfoliomanagern mittlerweile statistische Spitzenwerte erreicht. Manche kaufen deswegen bereits Pharmaunternehmen, quasi Sonderkonjunktur dank Krise. Auch eine Art Hedge. Und was noch dazu kommt: es ist ein unglaublich mühsamer Prozess die Disziplin im langfristigen Anlageprozess dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Die täglichen Mini-Katastrophen in den Medien wirken wie permanente Verlockungen endlich abzusichern oder gleich via Cash sich passiv zu stellen. Doch das ist nicht der Job.

Unser Bemühen ist es weiterhin auch im täglichen Irrsinn die Chance zu suchen bei geringerem Risiko. Und das Marktumfeld bleibt für uns mit dem mittlerweile täglichen Blick auf die oft grausamen Dinge um uns eindeutig unser Fokus: Zinsen, Renditen, Dividenden, Konjunktur, Marktanteile, Innovation und Bewertungen, auch wenn am Ende wieder nur der Mario (Draghi) sagt wo‘s lang geht. Das Bild vom brutalen Investmentbanker mag vielleicht populär sein, mit der Realität im Portfoliomanagement hat es aber zumeist kaum etwas zu tun.