29.01.2014

Was wiegt schwerer: Hoffnung oder Krise?



Der „Wake-Up-Call“ vom Freitag, an dem die globalen Aktienmärkte innerhalb des Börsentages von einem verhalten positiv getragenen Beginn in ein doch deutliches Minus gedreht hatten, hinterlässt einige Marktteilnehmer doch etwas ratlos. Wie kann es passieren, dass sich auf einmal plötzlich alle im Verkaufen einig sind und das obwohl eine markante Einzelstory die als Ursache erklärt werden könnte gar nicht vorhanden war?

Die erste Ursachenforschung ist wie gewohnt schnell, und sagen wir einmal professionell, von Statten gegangen. Schuld waren die Emerging Markets. Mit China, das seine Wachstumserwartungen nicht so ganz erfüllt hatte, mit Argentinien, das seine Währung nicht in den Griff bekommt, dem Politik-Trubel in der Türkei oder auch mit der reinen Statistik, die ein fünf-jähriges Aufwärtsstreben an den Börsen erst dreimal davor erleben durfte und daher prinzipiell skeptisch wirkt. Aber warum in einer solch heftigen und plötzlichen Bewegung, wo es ja bereits bestehende Faktoren waren?

Bevor die eine oder andere Verschwörungstheorie oder Vermutungen über die Positionierung großer einzelner Marktteilnehmer Platz greift, vielleicht ein Erklärungsansatz: Wir haben die Finanzkrise zwar noch nicht vollkommen verarbeitet, sie aber adressiert, mit guten und schlechten Mitteln bekämpft und am Ende, dank Engagement und Wille zur Veränderung, einen positiven Ausgang wahrscheinlich gemacht. Dadurch hat sich das kurzfristige Investieren und Denken mittlerweile in einen längerfristig ausgelegten Prozess gewandelt. Man kauft wieder die Zukunft und nicht das Jetzt. Zusätzlich ist der Jahresbeginn für viele Investoren ein Grund, kurzfristiges Agieren zu reduzieren. Die nächste Bilanz ist wieder 12 Monate entfernt. Perspektive wird leistbarer. Für die Investitionshaltung wird daher das fundamentale Sentiment gegenüber den Märkten wichtiger, und dieses ist fast immer von einer lokalen Betrachtung ausgehend. Es ist daher erklärbar warum gerade die Interpretation von Emerging Markets eine solch heftige Reaktion auslösen kann. Es hatte niemand mehr darauf geachtet! Und genauso schnell, wie wenn man einen offensichtlichen Fehler entdeckt, versucht man diesen auch zu korrigieren. Und da fällt eine Bewegung auch mal heftiger aus.

Es tut aber gut, sich in solche Phasen auf wesentliche Fakten zu besinnen und auch mit ein wenig Distanz die Marktvorgänge zu verarbeiten. Etliche Investorengruppen sind noch kaum investiert. Die Horde an europäischen Versicherungen beispielsweise, ist großteils noch kaum in Aktien gegangen. Selbst unter der Annahme, dass die meisten von ihnen noch länger untergewichtet bleiben wollen, wird dennoch die aktuelle ultratiefe Aktienquote einmal steigen müssen. Zu stark lockt das künftige Wachstumsversprechen, zu sehr droht die Abwertung auf Anleiheportfolios. Auch die Unterstützung durch die Notenbanken, so schwierig diese auch in ihren volkswirtschaftlichen Langzeitfolgen zu bewerten ist, wird bestehen bleiben. Diesen Schalter auf „Off“ zu drehen funktioniert nicht (mehr) kurzfristig. Auch die oftmals adressierte hohe Bewertung der Märkte ist eindeutig relativ. Klar sind liquide Märkte inzwischen teuer geworden und große Indexschwergewichte dem entsprechend auch, aber wer sagt, dass Gewinne nicht auch steigen können und die Konjunktur nicht besser läuft als Deflations- oder Stagnationspropheten uns weismachen wollen? Und dass das Auswählen von Werten, die an ebendiesen Wachstumsperspektiven ihre Geschäftsmodelle positiv ausrichten, den puren Indexinvestments endlich den Rang ablaufen wird, auch wenn sie nicht an der Spitze der Indexgewichte stehen?

Aus dieser Überlegung heraus ist es natürlich eine Korrektur, die schon lange überfällig oder auch notwendig war (ich habe hier bewusst keine Anführungszeichen gesetzt um nicht zu sehr deren Verwendung zu inflationieren), aber es ist vielleicht auch ein Übergang von einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit Aktieninvestments in eine, die sich dem tiefliegenden Investitionsthema Wachstum bei gleichzeitigem Substanzerhalt mehr als zuvor annähert. Und das ist gut.



29.01.2014

Was wiegt schwerer: Hoffnung oder Krise?



Der „Wake-Up-Call“ vom Freitag, an dem die globalen Aktienmärkte innerhalb des Börsentages von einem verhalten positiv getragenen Beginn in ein doch deutliches Minus gedreht hatten, hinterlässt einige Marktteilnehmer doch etwas ratlos. Wie kann es passieren, dass sich auf einmal plötzlich alle im Verkaufen einig sind und das obwohl eine markante Einzelstory die als Ursache erklärt werden könnte gar nicht vorhanden war?

Die erste Ursachenforschung ist wie gewohnt schnell, und sagen wir einmal professionell, von Statten gegangen. Schuld waren die Emerging Markets. Mit China, das seine Wachstumserwartungen nicht so ganz erfüllt hatte, mit Argentinien, das seine Währung nicht in den Griff bekommt, dem Politik-Trubel in der Türkei oder auch mit der reinen Statistik, die ein fünf-jähriges Aufwärtsstreben an den Börsen erst dreimal davor erleben durfte und daher prinzipiell skeptisch wirkt. Aber warum in einer solch heftigen und plötzlichen Bewegung, wo es ja bereits bestehende Faktoren waren?

Bevor die eine oder andere Verschwörungstheorie oder Vermutungen über die Positionierung großer einzelner Marktteilnehmer Platz greift, vielleicht ein Erklärungsansatz: Wir haben die Finanzkrise zwar noch nicht vollkommen verarbeitet, sie aber adressiert, mit guten und schlechten Mitteln bekämpft und am Ende, dank Engagement und Wille zur Veränderung, einen positiven Ausgang wahrscheinlich gemacht. Dadurch hat sich das kurzfristige Investieren und Denken mittlerweile in einen längerfristig ausgelegten Prozess gewandelt. Man kauft wieder die Zukunft und nicht das Jetzt. Zusätzlich ist der Jahresbeginn für viele Investoren ein Grund, kurzfristiges Agieren zu reduzieren. Die nächste Bilanz ist wieder 12 Monate entfernt. Perspektive wird leistbarer. Für die Investitionshaltung wird daher das fundamentale Sentiment gegenüber den Märkten wichtiger, und dieses ist fast immer von einer lokalen Betrachtung ausgehend. Es ist daher erklärbar warum gerade die Interpretation von Emerging Markets eine solch heftige Reaktion auslösen kann. Es hatte niemand mehr darauf geachtet! Und genauso schnell, wie wenn man einen offensichtlichen Fehler entdeckt, versucht man diesen auch zu korrigieren. Und da fällt eine Bewegung auch mal heftiger aus.

Es tut aber gut, sich in solche Phasen auf wesentliche Fakten zu besinnen und auch mit ein wenig Distanz die Marktvorgänge zu verarbeiten. Etliche Investorengruppen sind noch kaum investiert. Die Horde an europäischen Versicherungen beispielsweise, ist großteils noch kaum in Aktien gegangen. Selbst unter der Annahme, dass die meisten von ihnen noch länger untergewichtet bleiben wollen, wird dennoch die aktuelle ultratiefe Aktienquote einmal steigen müssen. Zu stark lockt das künftige Wachstumsversprechen, zu sehr droht die Abwertung auf Anleiheportfolios. Auch die Unterstützung durch die Notenbanken, so schwierig diese auch in ihren volkswirtschaftlichen Langzeitfolgen zu bewerten ist, wird bestehen bleiben. Diesen Schalter auf „Off“ zu drehen funktioniert nicht (mehr) kurzfristig. Auch die oftmals adressierte hohe Bewertung der Märkte ist eindeutig relativ. Klar sind liquide Märkte inzwischen teuer geworden und große Indexschwergewichte dem entsprechend auch, aber wer sagt, dass Gewinne nicht auch steigen können und die Konjunktur nicht besser läuft als Deflations- oder Stagnationspropheten uns weismachen wollen? Und dass das Auswählen von Werten, die an ebendiesen Wachstumsperspektiven ihre Geschäftsmodelle positiv ausrichten, den puren Indexinvestments endlich den Rang ablaufen wird, auch wenn sie nicht an der Spitze der Indexgewichte stehen?

Aus dieser Überlegung heraus ist es natürlich eine Korrektur, die schon lange überfällig oder auch notwendig war (ich habe hier bewusst keine Anführungszeichen gesetzt um nicht zu sehr deren Verwendung zu inflationieren), aber es ist vielleicht auch ein Übergang von einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit Aktieninvestments in eine, die sich dem tiefliegenden Investitionsthema Wachstum bei gleichzeitigem Substanzerhalt mehr als zuvor annähert. Und das ist gut.