11.12.2013

Der Kapitalismus und die Physik



Die USA scheinen auf einem schnurgeraden Weg in die Energieunabhängigkeit zu fahren. Dank Schiefergas und in dessen Folge auch Schieferöl erwartet man bereits, spätestens 2017 Saudi Arabien als globaler Ölproduzent Nr.1 abgelöst zu haben. Klingt zu schön um wahr zu sein ist man geneigt zu sagen und aktuelle Ergebnisse deuten auf eine harte Landung dieser hohen Erwartungen hin.

Die linearen Entwicklungen gibt es am Kapitalmarkt nur selten, da läuft es in der Physik schon des Öfteren geradeaus, doch diesmal liegt es umgekehrt. Die Förderquoten verhalten sich nicht so wie vorausgesehen und das macht derzeit Probleme. Ziemliche Probleme. Das Preisgefüge und die Markterwartungen passen nicht mehr zusammen.

Was gerade passiert ist leicht erklärt. Die Schiefergasförderung sinkt in den ersten Monaten nach Bohrung rascher als geplant. Es muss daher öfter gebohrt werden und tiefer als gedacht. Wäre ja vielleicht auszuhalten, wenn man dagegen auch mehr verdiene würde. Der Gaspreis bleibt aber tief, weil eben von so Vielen gebohrt wurde und deren Gas erst einmal verarbeitet werden muss. Die geplante Erholungskurve all dieser Unternehmen ist auf mittelfristig effizienteres Bohren und / oder steigende Gaspreise aufgrund internationaler Vertriebsmöglichkeiten ausgelegt. Nur die Kosten steigen jetzt schneller als der Gaspreis und limitieren im besten Fall die Ertragsfantasie. Etliche Unternehmen haben bereits begonnen ihre Aktivitäten zurückzufahren oder sich auf Regionen zu konzentrieren wo das Gas nicht so tief liegt und die Förderung daher günstiger ist.

Was nun zu passieren droht ist ein Prozess der eine Bereinigung des Marktes bedeutet. Es werden etliche Firmen die Kosten nicht mehr stemmen können und in anderen aufgehen oder schließen. Hoffnung gibt es, sollten neue Technologien ein effizienteres Fördern von Gas oder Öl ermöglichen, aber die sind wohl auch nicht günstiger zu haben. Sieht nach Teufelskreis aus. Wie sich die Geschichte hier wiederholt erkennt man wenn man sich an die Anfänge des Ölbooms um 1850 und des Goldrausches um 1896 in den USA sich erinnert. Nahezu deckungsgleich. Kaum jemand wurde durch das Gold des Klondyke wirklich reich. Die Hacken und Schaufeln waren es die „Gold“ für dessen Hersteller schufen. Auch das Bohren nach Öl erzeugte nach kurzer Euphorie eine kaum vorstellbare Insolvenzwelle bevor John D. Rockefeller einfach alle verlassenen Bohrtürme aufkaufte und das bisher größte Monopol der Welt schuf.

Was heute zu erwarten ist, ist, dass die globale Preisdifferenz im Energieangebot wieder sinken wird. Auf die USA konzentrierte diesbezügliche Investitionen, die oft beschriebene Re-Industrialisierung, wird in einem geringeren Ausmaß passieren, und der globale Energietransport wieder ein wenig lokaler werden. So geht der Preis für Kohle, der als erster auf Shale Gas negativ reagiert hatte, bereits seit einigen Monaten wieder nach Oben. Auch der Gaspreis wird reagieren und langsam aber doch zu steigen beginnen. Das wird ausgleichend wirken. Das Miteinander wird in den Vordergrund rücken und auch Europas Energieversorgern Chancen belassen. Die Arabische Welt wird wieder wichtiger und Russland ebenso. Das alles dauert sicher noch, aber in Punkto Antizipation künftiger Ereignisse ist der Kapitalmarkt wieder der Physik voraus. Das geht oft schneller als man denkt.



11.12.2013

Der Kapitalismus und die Physik



Die USA scheinen auf einem schnurgeraden Weg in die Energieunabhängigkeit zu fahren. Dank Schiefergas und in dessen Folge auch Schieferöl erwartet man bereits, spätestens 2017 Saudi Arabien als globaler Ölproduzent Nr.1 abgelöst zu haben. Klingt zu schön um wahr zu sein ist man geneigt zu sagen und aktuelle Ergebnisse deuten auf eine harte Landung dieser hohen Erwartungen hin.

Die linearen Entwicklungen gibt es am Kapitalmarkt nur selten, da läuft es in der Physik schon des Öfteren geradeaus, doch diesmal liegt es umgekehrt. Die Förderquoten verhalten sich nicht so wie vorausgesehen und das macht derzeit Probleme. Ziemliche Probleme. Das Preisgefüge und die Markterwartungen passen nicht mehr zusammen.

Was gerade passiert ist leicht erklärt. Die Schiefergasförderung sinkt in den ersten Monaten nach Bohrung rascher als geplant. Es muss daher öfter gebohrt werden und tiefer als gedacht. Wäre ja vielleicht auszuhalten, wenn man dagegen auch mehr verdiene würde. Der Gaspreis bleibt aber tief, weil eben von so Vielen gebohrt wurde und deren Gas erst einmal verarbeitet werden muss. Die geplante Erholungskurve all dieser Unternehmen ist auf mittelfristig effizienteres Bohren und / oder steigende Gaspreise aufgrund internationaler Vertriebsmöglichkeiten ausgelegt. Nur die Kosten steigen jetzt schneller als der Gaspreis und limitieren im besten Fall die Ertragsfantasie. Etliche Unternehmen haben bereits begonnen ihre Aktivitäten zurückzufahren oder sich auf Regionen zu konzentrieren wo das Gas nicht so tief liegt und die Förderung daher günstiger ist.

Was nun zu passieren droht ist ein Prozess der eine Bereinigung des Marktes bedeutet. Es werden etliche Firmen die Kosten nicht mehr stemmen können und in anderen aufgehen oder schließen. Hoffnung gibt es, sollten neue Technologien ein effizienteres Fördern von Gas oder Öl ermöglichen, aber die sind wohl auch nicht günstiger zu haben. Sieht nach Teufelskreis aus. Wie sich die Geschichte hier wiederholt erkennt man wenn man sich an die Anfänge des Ölbooms um 1850 und des Goldrausches um 1896 in den USA sich erinnert. Nahezu deckungsgleich. Kaum jemand wurde durch das Gold des Klondyke wirklich reich. Die Hacken und Schaufeln waren es die „Gold“ für dessen Hersteller schufen. Auch das Bohren nach Öl erzeugte nach kurzer Euphorie eine kaum vorstellbare Insolvenzwelle bevor John D. Rockefeller einfach alle verlassenen Bohrtürme aufkaufte und das bisher größte Monopol der Welt schuf.

Was heute zu erwarten ist, ist, dass die globale Preisdifferenz im Energieangebot wieder sinken wird. Auf die USA konzentrierte diesbezügliche Investitionen, die oft beschriebene Re-Industrialisierung, wird in einem geringeren Ausmaß passieren, und der globale Energietransport wieder ein wenig lokaler werden. So geht der Preis für Kohle, der als erster auf Shale Gas negativ reagiert hatte, bereits seit einigen Monaten wieder nach Oben. Auch der Gaspreis wird reagieren und langsam aber doch zu steigen beginnen. Das wird ausgleichend wirken. Das Miteinander wird in den Vordergrund rücken und auch Europas Energieversorgern Chancen belassen. Die Arabische Welt wird wieder wichtiger und Russland ebenso. Das alles dauert sicher noch, aber in Punkto Antizipation künftiger Ereignisse ist der Kapitalmarkt wieder der Physik voraus. Das geht oft schneller als man denkt.