03.12.2013

Die gekaufte Weisheit



Ganz nach dem Motto „Good News are Bad News“ wurde der letzte Einkaufsmanagerindex der USA von den Märkten aufgenommen. Ein guter Wert dieses ISM war zwar erwartet worden, aber kein neuer positiver Rekordwert, und so wurden die besten Zahlen seit 2,5 Jahren auf dem falschen Fuß empfangen. Anstatt sich über die Stabilisierung des Aufschwungs in den USA zu freuen, begann sofort das Klagen über die gestiegene Wahrscheinlichkeit des früher einsetzenden Taperings. Und wer kriegt es ab? Europa.

Der Treppenwitz der Kapitalmärkte setzt sich damit fort. Europas Aktien gelten scheinbar so lange als billig, als es die US-lastigen Banken verstehen zu Hause von der FED „gefüttert“ zu werden. Geht dieser Tropf zur Neige, hat man seine Argumente sofort nach hinten neu gereiht und setzt selbstbewusst auf „Cash“. Die „DAX-10.000“ Rufe verhallen hinter zuschlagenden Türen. Und wenn die FED dann tönt, das alles ja gar nicht so gemeint war, dann ist eh klar wohin die Reise wieder geht. Dann geht wieder nichts über die fundamentale Kraft, Wachstum, Zukunft, Europa, … mühsam.

In den letzten Tagen trudeln immer mehr Jahresausblick-Analysen der großen Investmenthäuser ein. Alle bisher von mir erhaltenen, ohne Ausnahme (!), gehen von einer Zunahme des Wachstums in Europa aus, einer Reduktion des Risikobewusstseins die auch für Osteuropa gilt und einer langsamen Anpassung der Bewertungen an diese Entwicklungen. Doch das neue Jahr beginnt eben erst am 1. Jänner, und davor gilt es wohl noch kurzfristig zu agieren.

Angesichts der nach wie vor geringen Aktienquoten in institutionellen Portfolios eigentlich ein attraktives Umfeld. Die Erkenntnis kommenden Wachstums ist evident. Tapering betrifft einmal als erstes die USA bevor es auf Europa trifft, wenn überhaupt. Und wie schon oft beschrieben, ist die FED in einer Zwickmühle, die die Märkte gnadenlos spielt, nämlich durch Kursrückgänge oder Konsumrückzug sensibler Sektoren das Tapering wieder bleiben zu lassen. Die kommenden Arbeitsmarktdaten werden daher zwar als Argument für Interpretation vorbereitet, die FED wird aber sehr genau entscheiden müssen, ob es in dieser sensiblen Zeit vor Weihnachten im Konsumland schlechthin so gut wäre über ein Beenden der Marktstützen zu parlieren. Was ohnehin die größte Wahrscheinlichkeit beleuchtet: sie wird es gar nicht sagen wenn es soweit ist, sondern erst weit später kommentieren, dass es schon längst geschehen ist.

Dass jetzt so kurz vor Jahresende gar so viele durch die gleiche Türe wollen ist eine typische Eigenart unserer Märkte. Das Brechen technischer Widerstände gilt heutzutage als vielfach geübte Praxis und je weniger Marktteilnehmer dem entgegenstehen, umso leichter finden sich ein paar Verkäufer die Druck ausüben wollen. Charts werden eben überall betrachtet und geschätzt (oft überschätzt). Aber es ist genauso ein gewaltiges Gefühl, wenn solche Manöver, Unterstützungslinien zu brechen, scheitern und die Aufwärtsentwicklung danach umso steiler von Statten geht.

Interessant, dass der Oben erwähnte ISM-Index jener Index war, der vor 2,5 Jahren enttäuscht hatte und durch diese Enttäuschung den Kursverfall im August 2011 auslöste. Natürlich in einem komplett anderen ökonomischen und politischen Umfeld. Griechenland, Portugal, … wir erinnern uns.

Zeigt aber, was Interpretation für eine Kraft hat. ISM-Schwäche (vor 2,5 Jahren) – Kursrückgang; ISM-Rekordplus (aktuell) – Kursrückgang; Persönliche Prognose: schlechtere Arbeitsmarktdaten (kommenden Freitag) – Kursanstieg;



03.12.2013

Die gekaufte Weisheit



Ganz nach dem Motto „Good News are Bad News“ wurde der letzte Einkaufsmanagerindex der USA von den Märkten aufgenommen. Ein guter Wert dieses ISM war zwar erwartet worden, aber kein neuer positiver Rekordwert, und so wurden die besten Zahlen seit 2,5 Jahren auf dem falschen Fuß empfangen. Anstatt sich über die Stabilisierung des Aufschwungs in den USA zu freuen, begann sofort das Klagen über die gestiegene Wahrscheinlichkeit des früher einsetzenden Taperings. Und wer kriegt es ab? Europa.

Der Treppenwitz der Kapitalmärkte setzt sich damit fort. Europas Aktien gelten scheinbar so lange als billig, als es die US-lastigen Banken verstehen zu Hause von der FED „gefüttert“ zu werden. Geht dieser Tropf zur Neige, hat man seine Argumente sofort nach hinten neu gereiht und setzt selbstbewusst auf „Cash“. Die „DAX-10.000“ Rufe verhallen hinter zuschlagenden Türen. Und wenn die FED dann tönt, das alles ja gar nicht so gemeint war, dann ist eh klar wohin die Reise wieder geht. Dann geht wieder nichts über die fundamentale Kraft, Wachstum, Zukunft, Europa, … mühsam.

In den letzten Tagen trudeln immer mehr Jahresausblick-Analysen der großen Investmenthäuser ein. Alle bisher von mir erhaltenen, ohne Ausnahme (!), gehen von einer Zunahme des Wachstums in Europa aus, einer Reduktion des Risikobewusstseins die auch für Osteuropa gilt und einer langsamen Anpassung der Bewertungen an diese Entwicklungen. Doch das neue Jahr beginnt eben erst am 1. Jänner, und davor gilt es wohl noch kurzfristig zu agieren.

Angesichts der nach wie vor geringen Aktienquoten in institutionellen Portfolios eigentlich ein attraktives Umfeld. Die Erkenntnis kommenden Wachstums ist evident. Tapering betrifft einmal als erstes die USA bevor es auf Europa trifft, wenn überhaupt. Und wie schon oft beschrieben, ist die FED in einer Zwickmühle, die die Märkte gnadenlos spielt, nämlich durch Kursrückgänge oder Konsumrückzug sensibler Sektoren das Tapering wieder bleiben zu lassen. Die kommenden Arbeitsmarktdaten werden daher zwar als Argument für Interpretation vorbereitet, die FED wird aber sehr genau entscheiden müssen, ob es in dieser sensiblen Zeit vor Weihnachten im Konsumland schlechthin so gut wäre über ein Beenden der Marktstützen zu parlieren. Was ohnehin die größte Wahrscheinlichkeit beleuchtet: sie wird es gar nicht sagen wenn es soweit ist, sondern erst weit später kommentieren, dass es schon längst geschehen ist.

Dass jetzt so kurz vor Jahresende gar so viele durch die gleiche Türe wollen ist eine typische Eigenart unserer Märkte. Das Brechen technischer Widerstände gilt heutzutage als vielfach geübte Praxis und je weniger Marktteilnehmer dem entgegenstehen, umso leichter finden sich ein paar Verkäufer die Druck ausüben wollen. Charts werden eben überall betrachtet und geschätzt (oft überschätzt). Aber es ist genauso ein gewaltiges Gefühl, wenn solche Manöver, Unterstützungslinien zu brechen, scheitern und die Aufwärtsentwicklung danach umso steiler von Statten geht.

Interessant, dass der Oben erwähnte ISM-Index jener Index war, der vor 2,5 Jahren enttäuscht hatte und durch diese Enttäuschung den Kursverfall im August 2011 auslöste. Natürlich in einem komplett anderen ökonomischen und politischen Umfeld. Griechenland, Portugal, … wir erinnern uns.

Zeigt aber, was Interpretation für eine Kraft hat. ISM-Schwäche (vor 2,5 Jahren) – Kursrückgang; ISM-Rekordplus (aktuell) – Kursrückgang; Persönliche Prognose: schlechtere Arbeitsmarktdaten (kommenden Freitag) – Kursanstieg;