06.03.2013

Die Kunst des „Nicht-Entscheidens“



W er kennt nicht das Gefühl, vor einem Pool, dem Meer oder einem See zu stehen, eigentlich hinein will, aber aus Angst, das Wasser wäre zu kalt, den Sprung immer länger hinauszögert? Ich gebe es zu, es ist mir sehr vertraut. Ich hasse den Schock der Kälte, so sehr ich auch danach das befreiende Gefühl der angenehmen Kühle genieße und mir dabei jedes Mal denke, dass es ja gar nicht so arg war und ich mir beim nächsten Mal das ganze Theater gleich ersparen werde. Wir kennen das Ende der Story … Es wird auch beim nächsten Mal nicht so schnell gehen...

Genau an einem solchen Ende dürften derzeit sehr viele „geübte“ Investoren stehen. Die ökonomischen Aussichten sind so gar nicht rosig, die politischen Aussichten entsprechen mehr einer Wette als einer vertrauensbildenden Basis und das regulatorische Umfeld greift gerade ungeniert auf alles zu, was sich nur bewegt und schreckt mittlerweile auch vor privatrechtlichen Eingriffen in Lohn- und Besoldungsschemata nicht mehr zurück. Und in einem solchen Umfeld soll man sich für mittel- bis langfristige Investments entscheiden? Noch dazu in Investments, die als „riskant“ gelten? Sicher nicht, denken sich so viele. Und sehen den gerade steigenden Märkten zu.

In Zeiten der Unsicherheit und der Krise ist es nur allzu menschlich, Entscheidungen wohlüberlegt und unter Einbindung vieler Variablen zu fällen. Und viele lassen sich mit der Entscheidung gerade deswegen eben mehr Zeit als normal. Und inzwischen entscheiden immer mehr gar nicht mehr, sondern füttern nur die Erwartungshaltung, demnächst zu entscheiden.

Und genau an diesem Punkt kippt die Logik im System und wird zu einer negativ-Spirale, die sich danach nur schwer durchbrechen lässt. Wenn es System wird, nicht zu entscheiden, wird nämlich auch die Grundlage der Entscheidung geändert. Sprich, wer entscheidet, um Werte zu schaffen, Performance zu erreichen oder einfach nur Geldwertstabilität zu halten, der wird mit einer Nicht-Entscheidung diesem Ziel nicht entsprechen können. Wer aber die Nicht-Entscheidung zur „Entscheidung“ adelt, der hat den Sinn auf die Tatsache verschoben, etwas „entschieden“ zu haben, egal was der Sinn dieser Entscheidung ist.

Ein wenig viel Philosophie vielleicht, aber ich denke, der Kern vieler Pudel derzeit …

Cooler Spruch übrigens heute in Bloomberg (Zitat Winston Churchill): Wenn Du durch die Hölle gehst, bleib nicht stehen.



06.03.2013

Die Kunst des „Nicht-Entscheidens“



W er kennt nicht das Gefühl, vor einem Pool, dem Meer oder einem See zu stehen, eigentlich hinein will, aber aus Angst, das Wasser wäre zu kalt, den Sprung immer länger hinauszögert? Ich gebe es zu, es ist mir sehr vertraut. Ich hasse den Schock der Kälte, so sehr ich auch danach das befreiende Gefühl der angenehmen Kühle genieße und mir dabei jedes Mal denke, dass es ja gar nicht so arg war und ich mir beim nächsten Mal das ganze Theater gleich ersparen werde. Wir kennen das Ende der Story … Es wird auch beim nächsten Mal nicht so schnell gehen...

Genau an einem solchen Ende dürften derzeit sehr viele „geübte“ Investoren stehen. Die ökonomischen Aussichten sind so gar nicht rosig, die politischen Aussichten entsprechen mehr einer Wette als einer vertrauensbildenden Basis und das regulatorische Umfeld greift gerade ungeniert auf alles zu, was sich nur bewegt und schreckt mittlerweile auch vor privatrechtlichen Eingriffen in Lohn- und Besoldungsschemata nicht mehr zurück. Und in einem solchen Umfeld soll man sich für mittel- bis langfristige Investments entscheiden? Noch dazu in Investments, die als „riskant“ gelten? Sicher nicht, denken sich so viele. Und sehen den gerade steigenden Märkten zu.

In Zeiten der Unsicherheit und der Krise ist es nur allzu menschlich, Entscheidungen wohlüberlegt und unter Einbindung vieler Variablen zu fällen. Und viele lassen sich mit der Entscheidung gerade deswegen eben mehr Zeit als normal. Und inzwischen entscheiden immer mehr gar nicht mehr, sondern füttern nur die Erwartungshaltung, demnächst zu entscheiden.

Und genau an diesem Punkt kippt die Logik im System und wird zu einer negativ-Spirale, die sich danach nur schwer durchbrechen lässt. Wenn es System wird, nicht zu entscheiden, wird nämlich auch die Grundlage der Entscheidung geändert. Sprich, wer entscheidet, um Werte zu schaffen, Performance zu erreichen oder einfach nur Geldwertstabilität zu halten, der wird mit einer Nicht-Entscheidung diesem Ziel nicht entsprechen können. Wer aber die Nicht-Entscheidung zur „Entscheidung“ adelt, der hat den Sinn auf die Tatsache verschoben, etwas „entschieden“ zu haben, egal was der Sinn dieser Entscheidung ist.

Ein wenig viel Philosophie vielleicht, aber ich denke, der Kern vieler Pudel derzeit …

Cooler Spruch übrigens heute in Bloomberg (Zitat Winston Churchill): Wenn Du durch die Hölle gehst, bleib nicht stehen.