15.03.2011

Nordwind



Betroffenheit paart sich mit Demut und mit der Hoffnung, einen Weg zu finden, in Zukunft Ereignisse dieser Art wenn schon nicht zu verhindern, dann wenigstens deren Folgen zu mildern. Energiepolitik gehört da dazu. Unabhängig davon, welch politischer Couleur man angehört, der Zug läuft weg von Atomkraft. Zu eindeutig wurde der Anlassfall uns vor Augen geführt. Und da spielt es auch keine Rolle mehr, ob Katastrophe oder menschliches Versagen, oder wie so oft beides im Spiel war.

Schlecht für Atomkraftbetreiber, Unternehmen der Zulieferindustrie und Versicherer, gut für Wasserkraft, Gas, Alter­natives und deren Zulieferer. Die Implikationen betreffen des weiteren Un­ternehmen aus dem Bereich der Wasseraufbereitung, Bergetechnik und Transport. Danach wird aufgeräumt. Und dann werden wir das wohl grösste Konjunkturpaket sehen, das es in Japan je gab. Spätestens dann braucht man Construction- und Infrastruktur-Companies und die nicht nur in Japan. 146 Mrd. US-$ macht die japanische Regierung gerade locker, um die taumelnde Wirtschaft abzufangen. Dieses Geld hat sie nicht. Sie druckt es. Und da fragt keiner nach Inflation.

Japans Anteil am globalen BiP ist in den letzten Jahren auf gerade einmal 6% gefallen. Europas Exporte nach Japan liegen bereits bei weit unter 3%. Europa ist daher von der japanischen Situa­tion nicht direkt negativ betroffen, sondern eher umgekehrt, denn Japans Aufbau wird auch bei europäischen Firmen in den Orderbüchern Niederschlag finden.

Die Geschichte lehrt uns, wie mit solchen Katastrophen umgegangen wird. Tschernobyl war, laut Physiker-Aus­sagen, eine weit schlimmere Katastrophe, weil im Gegensatz zu Japan der damalige Reaktor unter Volllast in die Luft gegangen ist und nicht wie in Japan ein bereits per 31. 3. stillzulegendes Werk (welch Zynismus des Schicksals), das bereits im Ruhezustand lag, erneut kollabierte. Damals fielen die Aktienmärkte etwa drei Tage, bevor ein starker Rebound einsetzte. Und damals hatte man vielleicht sogar noch mehr Angst, weil keine „Erfahrungswerte“ vorlagen.

Es ist eine zynische Welt an den Kapitalmärkten geworden, könnte man glauben. Eine Welt, in der man sich selbst angesichts von Katastrophen wie eben jetzt bemüht, die finanziellen und wirtschaftlichen Implikationen nicht aus den Augen zu verlieren, um die Disziplin im eigenen Beruf und den Glauben an dessen Sinnhaftigkeit nicht zu verlieren. Denn gerade dieser Ethos macht uns Kapitalmarktteilnehmer zu einem enorm wichtigen Teil des Ganzen.

Ohne das Funktionieren der Märkte könnten Katastrophen wie diese kaum mehr gemildert und behandelt werden. Man braucht den Glauben an das Funktionieren, damit es funktioniert und damit die notwendige Finanzierung passiert. Auch wenn der Blick auf die Schirme an Tagen wie diesen getrübt ist und wirklich schwer fällt, so ist er gerade an diesen Tagen wichtiger denn je.



15.03.2011

Nordwind



Betroffenheit paart sich mit Demut und mit der Hoffnung, einen Weg zu finden, in Zukunft Ereignisse dieser Art wenn schon nicht zu verhindern, dann wenigstens deren Folgen zu mildern. Energiepolitik gehört da dazu. Unabhängig davon, welch politischer Couleur man angehört, der Zug läuft weg von Atomkraft. Zu eindeutig wurde der Anlassfall uns vor Augen geführt. Und da spielt es auch keine Rolle mehr, ob Katastrophe oder menschliches Versagen, oder wie so oft beides im Spiel war.

Schlecht für Atomkraftbetreiber, Unternehmen der Zulieferindustrie und Versicherer, gut für Wasserkraft, Gas, Alter­natives und deren Zulieferer. Die Implikationen betreffen des weiteren Un­ternehmen aus dem Bereich der Wasseraufbereitung, Bergetechnik und Transport. Danach wird aufgeräumt. Und dann werden wir das wohl grösste Konjunkturpaket sehen, das es in Japan je gab. Spätestens dann braucht man Construction- und Infrastruktur-Companies und die nicht nur in Japan. 146 Mrd. US-$ macht die japanische Regierung gerade locker, um die taumelnde Wirtschaft abzufangen. Dieses Geld hat sie nicht. Sie druckt es. Und da fragt keiner nach Inflation.

Japans Anteil am globalen BiP ist in den letzten Jahren auf gerade einmal 6% gefallen. Europas Exporte nach Japan liegen bereits bei weit unter 3%. Europa ist daher von der japanischen Situa­tion nicht direkt negativ betroffen, sondern eher umgekehrt, denn Japans Aufbau wird auch bei europäischen Firmen in den Orderbüchern Niederschlag finden.

Die Geschichte lehrt uns, wie mit solchen Katastrophen umgegangen wird. Tschernobyl war, laut Physiker-Aus­sagen, eine weit schlimmere Katastrophe, weil im Gegensatz zu Japan der damalige Reaktor unter Volllast in die Luft gegangen ist und nicht wie in Japan ein bereits per 31. 3. stillzulegendes Werk (welch Zynismus des Schicksals), das bereits im Ruhezustand lag, erneut kollabierte. Damals fielen die Aktienmärkte etwa drei Tage, bevor ein starker Rebound einsetzte. Und damals hatte man vielleicht sogar noch mehr Angst, weil keine „Erfahrungswerte“ vorlagen.

Es ist eine zynische Welt an den Kapitalmärkten geworden, könnte man glauben. Eine Welt, in der man sich selbst angesichts von Katastrophen wie eben jetzt bemüht, die finanziellen und wirtschaftlichen Implikationen nicht aus den Augen zu verlieren, um die Disziplin im eigenen Beruf und den Glauben an dessen Sinnhaftigkeit nicht zu verlieren. Denn gerade dieser Ethos macht uns Kapitalmarktteilnehmer zu einem enorm wichtigen Teil des Ganzen.

Ohne das Funktionieren der Märkte könnten Katastrophen wie diese kaum mehr gemildert und behandelt werden. Man braucht den Glauben an das Funktionieren, damit es funktioniert und damit die notwendige Finanzierung passiert. Auch wenn der Blick auf die Schirme an Tagen wie diesen getrübt ist und wirklich schwer fällt, so ist er gerade an diesen Tagen wichtiger denn je.